Vielfalt im SGE-Team vorgestellt: Robert Laude
Eintrag vom 22.07.2021
Wir stellen vor: Die Vielfalt hinter dem SGE-Team!
Heute: Jobcoach Robert Laude
Goldnetz: Was ist Ihr beruflicher Hintergrund?
Robert Laude: Nach meinem Geographiestudium bin ich nach dem Tsunami und einem Erdbeben in Indonesien 2006 in der Humanitären Hilfe gelandet. In dieser Branche habe ich dann für internationale Hilfsorganisationen in Asien, Afrika und Ozeanien gearbeitet, bevor ich 2013 wieder nach Deutschland zurückkehrte.
G: Warum haben Sie sich für Ihre Coachingausbildung entschieden?
RL: Zurück in Deutschland habe ich gemerkt, dass die Arbeit am Schreibtisch, weit entfernt von den Menschen und Problemlagen vor Ort, nicht zu mir passt. Ich habe immer schon viel Mentoring und Peer Coaching mit meinen Teams im Ausland gemacht, denn das Stärken von Potentialen so vieler engagierter und kompetenter Menschen schien mir eigentlich der nachhaltigste Teil meiner Arbeit zu sein.
Als ich mich dann entschied, mich beruflich neu auszurichten, arbeitete ich auch mit einem Coach zusammen. Dabei wurde mir klar, dass ich weiter direkt mit Menschen arbeiten möchte und meine Erfahrungen und Kenntnisse an Kolleg*innen weitergeben kann.
Daher habe ich eine Ausbildung zum systemischen Coach absolviert, und dann als Karrierecoach für Entwicklungshelfer*innen gearbeitet. Eine Kollegin aus der Coachingausbildung hatte mich dann letztes Jahr gefragt, ob ich nicht bei Goldnetz als Jobcoach im Programm Solidarisches Grundeinkommen mitmachen möchte, denn sie meinte, dass ich gut in das Team passen würde. Das hat mich neugierig gemacht, also habe ich meinen Hut in den Ring geworfen und nun bin ich Teil von Goldnetz in diesem spannenden Programm.
G: Was bedeutet für Sie Coaching?
RL: Menschen dabei zu unterstützen, ihr Potential zu erkennen und zu entfalten.
G: Welcher Aspekt des SGE-Coachings spricht Sie besonders an?
Der Umstand, dass wir langfristig mit den SGE-Beschäftigten arbeiten können. Das ermöglicht eine nachhaltige Begleitung der Menschen und bietet einen großzügigen Rahmen, um ganz individuell mit den Beschäftigten zu arbeiten. Manche haben schlechte Erfahrungen mit Jobcoaching gemacht, haben selten mehrere Jahre am Stück irgendwo gearbeitet und haben ihr Selbstvertrauen und den Glauben an ihre Selbstwirksamkeit verloren.
Dieses Vertrauen wieder zu gewinnen und aufzubauen, das dauert und braucht Geduld. Deshalb sollen sie auch überhaupt erstmal ankommen in ihrem neuen Job. Sich den Anforderungen des Arbeitsmarktes zu stellen, das ist ja etwas, an das sich viele erstmal wieder gewöhnen müssen und dafür besteht hier die Möglichkeit.
Wenn man erstmal wieder Boden unter den Füßen gewonnen hat, langsam erkennt, dass man noch etwas leisten kann und sinnvolle Arbeit macht, erst dann eröffnen sich neue Perspektiven, erst dann kann man überhaupt neue Zukunftsideen entwickeln, neue berufliche Ziele entdecken und dann daran arbeiten, den Weg dorthin zu entwerfen.
Menschen auf diesem Weg zu begleiten und zu unterstützen ist eine Aufgabe, die sehr spannend, herausfordernd und motivierend ist.
G: Können Sie uns eine persönliche Erfolgsgeschichte aus Ihrer bisherigen Arbeit berichten? Was hat Sie bewegt/erfreut?
RL: Das sind oft kleine Schritte, die einen großen Unterschied machen. Oft geht es darum, das Gefühl der Selbstwirksamkeit zu stärken.
Eine Coachee hat jetzt begonnen, ein Tagebuch über ihre Erlebnisse im Job zu schreiben und teilt das mit mir. Dadurch wird ihr bewusster, was sie jeden Tag geschafft hat und über die Zeit wird sie ihre Entwicklung in eigenen Worten lesen können. So stärkt sie ihr Selbstvertrauen und kann neue Sichtweisen einnehmen.
Neulich gab es ein Problem mit einer Kollegin, über die sie sich sehr geärgert hat. Das haben wir besprochen, Lösungsmöglichkeiten identifiziert und eine Gesprächssituation geübt. Gestern rief sie mich an und erzählte stolz, dass sie trotz ihres Ärgers nochmal den Austausch mit der Kollegin gesucht hat und sich die Kollegin bei ihr entschuldigt hat.
Das war eine neue Erfahrung für sie. Früher hat sie den Ärger in sich hineingefressen und sich hilflos gefühlt. Jetzt aber hat sie aktiv den Austausch gesucht, angemessen reagiert und das Probleme klar angesprochen - damit hat sie erfolgreich eine Lösung geschaffen. Die positive Erfahrung, die sie jetzt gemacht hat, wird ihr zukünftig in ähnlichen Situationen weiterhelfen.
Gleichzeitig ist es gut zu sehen, wie durch die derzeitig entspannte Corona-Situation jetzt endlich auch Lehrgänge und Kurse wieder stattfinden.
Ein Hauptziel unseres Programms ist es ja, bei möglichst vielen Beschäftigten die Aufwärtsmobilität in den ersten Arbeitsmarkt zu erreichen. Gezielte Qualifizierungen sind dafür ein wichtiger Faktor, der aber durch die Lockdowns der letzten Monate weitgehend brachlag. Es haben zwar Onlinekurse stattgefunden, aber nicht alle Menschen haben einen intuitiven Zugang dazu. Es ist daher sehr motivierend für uns alle, Coachees wie Coaches, zu erleben, wie dieser wichtige Bestandteil endlich Schwung aufnimmt.
G: Was hat sich seit der Pandemie an Ihrer Arbeit verändert und wie gehen Sie damit um?
RL: Da ich erst im Januar 2021 bei Goldnetz angefangen habe, konnte ich in den ersten Monaten des Jahres nur telefonisch mit meinen Coachees arbeiten. Unter diesen Umständen Vertrauen aufzubauen war eine große Herausforderung. Aber in den meisten Fällen gelang es, mit Geduld und Offenheit doch eine gute Arbeitsatmosphäre zu etablieren. Jetzt, wo man sich auch persönlich treffen darf, können wir auf einer soliden Basis aufbauen.
G: Wenn Sie Ihren Coachingstil in drei Wörtern beschreiben müssten?
Geduldig, ressourcenorientiert, kreativ.
Vielen Dank für das Interview!
Mehr Informationen zum SGE-Coaching von Goldnetz finden Sie
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