(Fast) alles in Ordnung: Das Buch unserer ehemaligen Teilnehmerin Luciana Rangel über die Erfahrungen einer Brasilianerin in Deutschland
Eintrag vom 23.09.2021
Luciana Rangel war Teilnehmerin unseres Projekts
"MUMM 2.0 - Mutter & Migrantin. Motiviert!", welches zugewanderten Akademiker*innen hilft, wieder ins Berufsleben einzusteigen. Mit Workshops, einer Sprachwerkstatt und intensiven Jobcoaching unterstützt es Frauen, in der deutschen Berufswelt ihren Platz zu finden.
Luciana Rangel ist Journalistin und Autorin und lebt seit 2005 in Deutschland. Sie ist Doktorantin am Lateinamerikanischen Institut und hat über ihre Erfahrungen als Wandlerin zwischen zwei Kontinenten ein Buch geschrieben. Darin beschreibt sie die Vielschichtigkeit und Verletzlichkeit einer solchen inneren Reise, bei der man am Ende bei sich selbst ankommt. Wir haben das Buch
(fast) alles in Ordnung/ está (quase) tudo bem gelesen:
„Ich sehne mich nach einem Ort, an dem die Stille Berlins und der menschliche Lärm Rios vereint sind. Dieser Ort ist wie ein eigener Planet, der nur in mir existiert.“
Das Format des Buches spiegelt die zwei Welten wider, von denen es handelt: Je nachdem, von welcher Seite man das Buch aufschlägt, sind die
Crônicas – typisch brasilianische kurze Texte - entweder auf brasilianischem Portugiesisch oder auf Deutsch zu lesen. Und das macht den Kern des Buches nach außen sichtbar: die Liebe für zwei so unterschiedliche Lebensrealitäten, warm oder kalt, ein Jahr in Socken oder am Strand, lautes Leben oder ernsthafte Ordnung. Doch was ist lebenswerter? Warum sich für eine Seite entscheiden müssen? Die Umstände des Lebens setzen Rahmenbedingungen, die Luciana zu einer Entscheidung zwingen. Sie ist hin und hergerissen, doch am Ende muss eine Entscheidung fallen. Denn „
der einzige Teil, der nicht zusammengeschustert sein darf, ist der innere Frieden. Es muss groß genug sein, um die ganze Familie einzukleiden und aus dem Rest etwas für Freunde zu schneidern.“
Doch Kinder, Freunde und Familie an den gleichen Ort zu bringen ist unmöglich, was die Sehnsucht -
Saudade - zur ständigen Begleiterin macht, egal auf welchem Kontinent sie sich gerade befindet. Das Buch erzählt mit malerischen Worten und in kurzen aber prägnanten Situationen von dieser Zerrissenheit und dem oft noch viel schwereren Weg des Ankommens nach der Entscheidung für eine der beiden Welten. „
Einwandern bedeutet Veränderung und Anpassung. Zu dem Anderen zu werden und doch man selbst zu bleiben. Und plötzlich ist die andere Person, die du jetzt im Spiegel siehst, eine andere als du selbst.“
In Rio vermisste sie die deutsche Sprache, in Berlin den täglichen Kontakt zu ihrem schwerkranken Vater und sowieso passt das, was fehlt, „
in keinen Koffer.“ Doch wie kann man in der neuen Welt glücklich sein? Sich die Stadt zu eigen machen? „
Ich empfinde es als Pflicht, die Stadt zu genießen und die 24 Stunden des Tages voll auszukosten, bevor sie aufgebraucht sind.“ Das hilft, um die Erlebnisse des Nichtdazugehörens besser ertragen zu können. Den sinnlosen Job. Die Sorge um den Vater in Brasilien. Zwischen beruflichen Ambitionen, Liebe für zwei Lebensansätze und der Suche nach einem besseren Leben lässt uns Luciana mitfahren auf der Achterbahn ihrer Gefühle, die sie zwar durchschüttelt, aber nicht abzuwerfen vermag.
Hier gibt es das Buch beim Hagebutte Verlag zu bestellen:
(fast) alles in Ordnung/ está (quase) tudo bem: Luciana Rangel
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MUMM 2.0 - Mutter & Migrantin. Motiviert!