Interview mit Autor*in Luciana Rangel
Eintrag vom 25.10.2021
Die Journalistin Luciana Rangel war Teilnehmer*in bei unserem
MUMM Projekt. Sie hat ein einfühlsames Buch über die schönen und die schwierigen Seiten des Ankommens geschrieben.
(fast) alles in Ordnung/ está (quase) tudo bem. Nun erzählt sie uns im Interview über die Entstehung des Buches und ob es Pläne für ein neues Buch gibt:
Goldnetz: Was machen Sie gerade und wo leben Sie?
Luciana Rangel: Ich bin weiter Journalistin. Nach der Bundestagswahl nehme ich mir Zeit, um ein Buch zu schreiben. Nach fast zwei Jahren in Bayern, wohne ich wieder in Berlin, wo ich seit 2006 lebe.
G: Was hat Sie dazu bewegt Ihr Buch zu schreiben?
Rangel: Dieses Buch ist was sehr Persönliches. Nach 9 Jahren in Deutschland, wegen einem Job, kehre ich nach Brasilien zurück. Als ich dann ankam, ist mein Vater sehr krank. All das emotional zu bearbeiten war sehr hart. Ich merkte in diesem Jahr, dass ich mehr mit Berlin verbunden bin als mit meinem Heimatstadt Rio de Janeiro. Diese Texte waren mein Weg alles zu überwinden und zu sehen, dass am Ende, (fast) alles in Ordnung ist.
G: Wie war der Entstehungsprozess?
Rangel: Ich habe 2013 in Brasilien angefangen zu schreiben. In Deutschland weitergeschrieben. Dann, 2020 wiederentdeckt, "aufgeweckt". All diesen Jahren waren sehr wichtig. Aber ich habe fast gar nichts geändert, weil ich wollte, dass das erste Gefühl bleibt.
G: Was sind Crônicas? Und warum haben Sie diesen literarischen Stil für Ihr Buch gewählt?
Rangel: Crônicas sind kurze Texte, die von unserem Alltag sehr geprägt sind. Ich bin Journalistin und liebe es Journalistin zu sein. Ich denke mal, dass ich sehr gerne Crônicas schreibe und mich damit wohl fühle.
G: Was mögen Sie an Berlin?
Rangel: Alles! Ich mag dieses Großstadtgefühl aber gleichzeitig wir sind in einem Dorf. Wer in Kiez lebt, bleibt im Alltag auch da. Ich wohne gerade in Grunewald, vorher lebte ich in Kreuzberg. Aber war schon in Prenzlauer Berg, Mitte, Lichtenberg. Ich liebe es so viele "Städte" in einer zu haben. Museen, Parks, die so unterschiedliche Menschen und Kulturen. Da mag ich besonders hier.
G: Was würden Sie anderen Frauen raten, die sich in Berlin ein neues Leben aufbauen müssen?
Rangel: Wer sucht, findet! Ich würde raten, gehe suchen! Institutionen, Vereine, Kurse. Berlin bittet sehr viel, aber es ist nicht leicht, für jemanden die nicht die deutsche Struktur und die Sprache kennt, was zu finden. Ich wurde es raten, Ansprechpartner*innen zu suchen. Und Deutsch, Englisch zu lernen. Kann langsam sein, aber niemals aufgeben!
G: Was hat Ihnen das Projekt MUMM gebracht?
Rangel: Ich bin schon lange in Deutschland und habe mein Weg schon gemacht. Aber das Projekt hat mich sehr viel neue Wege gezeigt und mich sensibilisiert für die anderen Frauen, ihre Träume, Projekte und was ich helfen könnte.
G: Sie beschreiben in Ihrem Buch, dass Sie sich, um sich in der Stadt einzuleben, Touristin in der eigenen Stadt waren. Erinnern Sie sich noch andere Dinge, die Sie gemacht haben, um sich in Deutschland/in Berlin einzuleben?
Rangel: Ich denke, dass es sich um eine ganz individuellen Prozess handelt. Als ich Kinder bekam, bin ich ganz tief in die deutsche Gesellschaft gelandet. Für das Gute und Schlechte. Kultur und neue Freundschaften, immer offen für Neues zu sein, dass bringt mir ganz viel.
G: Der ideale Ort, ein Mix aus Deutschland und Brasilien, wäre ideal für Sie, schreiben Sie im Buch. Was würden Sie aus beiden Welten gerne zusammenbringen?
Rangel: Die Farben von Brasilien, der blaue Himmel, die Wärme, das Licht. Das lockere Lächeln, das Umarmen, die Küsse! Von Deutschland wurde ich gerne diese Ruhe, das Wohlstandsgefühl, das wir immer noch hier haben. Eine Gesellschaft, die immer noch die Kinder in die Schule schafft und die Demokratie noch stabil behält.
G: Was ist ihr bestes Mittel gegen die Sehnsucht?
Rangel: Das Essen, die brasilianischen Freunde. Musik, ich bleibe weiter Brasilianerin hier und das ist sehr gut so.
G: Was hat Ihnen beim Ankommen in Deutschland geholfen?
Rangel: Meine Ankunft war ein bisschen anders, ich konnte schon sehr gut Deutsch und kam als Journalistin hier. Ich würde empfehlen, wer jetzt kommt, sucht Freundschaft, baut ein Netzwerk. Und sei offen für die Kultur und eine mögliche neue Orientierung hier.
G: Haben Sie vor ein weiteres Buch zu schreiben?
Rangel: Ja! Ich beende gerade ein Buch über eine Journalistin, die während des zweiten Weltkriegs hier in Berlin gelebt hat. Es ist ein Herzensprojekt! Es handelt von Frau sein, Journalismus und meiner geliebten Stadt Berlin.
Vielen Dank für das Interview!
Ihr Buch
(fast) alles in Ordnung/ está (quase) tudo bem haben wir in unserem
Blog bereits besprochen. Luciana Rangel hat dafür diese Woche den
Preis als Bayerns bestes Independent Buch bekommen! Wir gratulieren! Hier kann man das
Buch bestellen!